Als mich Adrian und Kenia ein paar Wochen nach meiner Spanien Tour anrufen und fragen ob ich mir vorstellen könnte für 2 Wochen mit dem Jet vorbei zu kommen, ist die Entscheidung schon klar. Sie wollen mit ihrer Familie zu einer Hochzeit, im gut 1000 km entfernten Barcelona. Dazu suchen sie jemanden, der sich um die Hunde und den Garten kümmert. Die beiden wissen wie sehr es mir in ihrer Heimat gefällt, daher fragen sie mich. Den Flug bezahlen sie mir.
Ende Juni geht es los. Ich freue mich auf den Flug, da ich seit 2011 nach Australien, nicht mehr geflogen bin. Bei bestem Wetter geht es morgens mit einem Flugzeug, etwas größer als ein Privatjet, nach Madrid. Ich liebe diese kleinen Flugzeuge, da man dort das Fliegen noch mehr spürt. 2009 bin ich mit so einem Flugzeugtyp nach Wales geflogen und über dem Ärmelkanal in ein leichtes Gewitter gekommen. Solange es nicht gefährlich wird, sind Turbulenzen für mich schöner als eine Achterbahnfahrt.
Dieses Mal verläuft aber alles absolut ruhig. Mit grandiosen Ausblicken auf die Pyrenäen und das Inland Spaniens vergeht die Zeit wie im Flug und mittags, bei 38 °C im Schatten, stehe ich schon in Madrid. Da es in Deutschland kühle 13 °C waren, ein entsprechender Temperaturschock. So kommt der klimatisierte Wagen, womit mich meine Freunde abholen, wie gerufen. Unser Ziel: La Vera (mitten in der Natur), liegt gut 200 km westlich von Madrid.
Nach über einem halben Jahr erkennen mich die Hunde sofort wieder und freuen sich riesig. Bolita (der weiße Labrador-Mix) der bei meinem Besuch im Winter noch ein Welpe war, ist groß geworden. Auch ein dritter Vierbeiner ist kurzfristig dazu gekommen; Luna der Hund von Kenias Familie, um den ich mich während dem Fest in Barcelona kümmern werde. 17 Jahre ist sie alt und immer noch topfit.
Schon viel haben mir die beiden über den Sommer in Zentralspanien erzählt; wie heiß und trocken er ist, aber auch wie schön. Jetzt kann ich es selbst erleben.
Seit meinem Aufenthalt im Winter hat sich viel verändert. Die beiden haben sich eine sehr schöne Terrasse über die gesamte Breite des Bungalows anfertigen lassen. Die alte Veranda dient als kleiner Aussichtspunkt über dem Teich, der gleichzeitig Wasserreserve für die Bewässerung ist und über einen kleinen Kanal aufgefüllt wird. Außerdem wurden Auffahrt und Parkplatz mit Kies befestigt sowie ein großes Betonplateau unter die Terrasse gebaut. Dieses dient im regenreichen Winter dazu, dass nicht alles unter Wasser steht und die Hunde einen trockenen Platz haben.
Die erste Zeit bin ich noch nicht allein. Wir haben ein paar Tage, bevor die beiden sich aufmachen Ihre Familie abzuholen und nach Barcelona zu fahren. Wir nutzen die Zeit vor allem dazu unser Wiedersehen gebührend zu feiern. Zwischendurch zeigt mir Adrian den Garten und wie ich ihn bewässere. Neben dem Gemüsegarten wurden kürzlich viele neue Obstbäume angepflanzt, die bei dem heißen Klima jeden Abend reichlich Wasser brauchen.
Abends wenn die Sonne tiefer steht, kann man unter dem schattenspendendem, isolierten Dach der Veranda ins Freie treten. Dann besichtigen wir mit dem kleinen Berlingo das wunderschöne Umland oder kühlen uns im Gebirgsfluss ab. Er ist an vielen Stellen aufgestaut und mehrere Meter tief, perfekt zum Schwimmen und Tauchen.
Nach ein paar schönen Tagen stehe ich morgens auf und bin allein. Nur die Hunde schauen mich fragend an wo den wohl ihre Herrchen sind. Für eine Woche bin ich nun für sie verantwortlich, mitten im Nirgendwo, im heißen Hochsommer Zentralspaniens. Genau diese Erfahrung möchte ich gerne machen. Voller Vorfreude auf die Woche starte ich den Tag damit die Hunde zu füttern. Diese können auf dem über 1000 m2 großem Grundstück frei herumlaufen, da es komplett eingezäunt ist. In der Mittagshitze ziehen sie es aber genau wie ich vor, im Schatten unter der Veranda zu bleiben.
Abends wenn die Sonne tiefer steht, bewässere ich die jungen Bäume und den Garten. Mittels Eimer und Gießkanne, die ich am Reserveteich auffülle, dauert das einige Zeit. Aber Zeit habe ich ja genug. Danach schmeckt das "Feierabendbier" umso besser. Es sind genau diese Momente, wo ich abends mit einem Bier auf der Veranda sitze und den Blick in der Landschaft schweifen lasse, die mich fast umhauen in ihrer Perfektion und Schönheit.
Natürlich ist man allein. Meine einzige menschliche Interaktion, ist das Grüßen des Farmers, der 1x täglich am Grundstück vorbeifährt um die Tabakbewässerung zu starten. Aber durch die vielen, teils monatelangen Touren, die ich in der Vergangenheit unternommen habe, fällt mir eine Zeit allein zu sein alles andere als schwer.
Aber als nach 7 Tagen Alleinsein, meine Freunde mittags auf das Grundstück fahren, bin ich doch froh mich wieder mit jemandem unterhalten zu können. Seit Weihnachten 2017 habe ich Kenias Familie nicht mehr gesehen. Bei ein paar Bier haben wir einen schönen Nachmittag unter der Veranda. Es gibt viel zu erzählen. Gegen Abend verlässt uns die Familie wieder, sie müssen noch 200 km südwärts zu ihrer Heimat fahren. Nun kann ich noch eine knappe Woche zusammen mit meinen spanischen Freunden in ihrer wunderbaren Heimat verbringen, bevor mein Flug zurück nach Deutschland geht. Die letzten Tage vergehen viel zu schnell. Wir unternehmen lange Touren in der Abendsonne, schwimmen in kristallklaren Flüssen und genießen das Leben im schönen Extremadura, im Herzen Spaniens.
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal direkt an Adrian und Kenia wenden.
Ich danke euch von Herzen, dass ihr mir die Chance gegeben habt diese zwei einzigartigen Wochen in eurer Heimat zu verbringen. Und entschuldigt, dass der Beitrag erst ein halbes Jahr später online gegangen ist.
Alles Gute für das neue Jahr, wünscht euch euer Freund aus dem kalten, verschneiten Deutschland!
PS: Wenn alles klappt werden wir uns vielleicht schon in Kürze wiedersehen. Dieses Mal jedoch, wie gewohnt, über den Landweg. :-)
Kommentar schreiben
Mitten in der Natur (Dienstag, 15 Januar 2019 17:52)
Jonas!! Best wishes from la Vera. Thanks for your post. Looking forward to see you again here and there. Always good times with you. Thanks again!